Als Presbyopie (von altgriechisch πρέσβυς présbys „alt“ sowie ὤψ ōps „Auge“),[1] auch Alterssichtigkeit beziehungsweise Altersweitsichtigkeit genannt, bezeichnet man den fortschreitenden altersbedingten Verlust der Nahanpassungsfähigkeit des Auges (Akkommodation). Ein scharfes Sehen in der Nähe ist deshalb ohne geeignete Korrektur nicht mehr möglich.
Über den Krankheitswert der Presbyopie ist man sich uneins. Während der BVA (Berufsverband der Augenärzte Deutschlands) anführt, dass es sich hierbei nicht um eine Krankheit, sondern die Folge einer physiologischen Alterung der Augenlinse handelt[2], wird die Altersweitsichtigkeit im ICD (International Statistical Classification of Diseases)[3] unter der Rubrik „Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde“ geführt.
Durch Sklerosierung und Elastizitätsverlust des Linsenkerns nimmt die Akkommodationsbreite (auch: Akkommodationsamplitude) stetig ab. Der maximale Nahpunkt, in dem Objekte gerade noch scharf erkannt werden können, rückt hierbei immer weiter in die Ferne. Dieser Prozess beginnt zwar bereits im Jugendalter, wird zu diesem Zeitpunkt jedoch in der Regel nicht bemerkt.
Verfügt beispielsweise ein 10-Jähriger über eine Akkommodationsbreite von etwa 15 Dioptrien (dpt), so ist diese bei einem 20-Jährigen bereits auf ca. 10 dpt zurückgegangen, bei einem 30-Jährigen auf rund 7 dpt. Mit 40 Jahren liegt die durchschnittliche Akkommodationsbreite bei 4,5 dpt, der Nahpunkt eines Normalsichtigen rückt also auf etwa 22 cm vom Auge fort. Hier beginnen in der Regel die ersten subjektiven Beschwerden, die sich darin äußern, dass man Zeitungen und Bücher immer weiter von den Augen entfernt halten muss, um noch etwas scharf zu sehen. Die Schwankungsbreite beträgt im Kindesalter etwa ±2,0 dpt, wobei dieser Wert mit zunehmendem Alter auf etwa ±1 dpt abnimmt.
Mittlere Akkommodationsbreite und Nahpunkt in Abhängigkeit vom Lebensalter (nach Augustin, 2007[4]). Nach Duane sind die Werte der Akkommodationsbreite höher und die Nahpunkte liegen näher.
Da der normale Leseabstand etwa bei 40 cm liegt, sind mit ca. 45 Jahren die ersten optischen Hilfsmittel, in der Regel eine Brille, notwendig, die die schwächer werdende Naheinstellungsfähigkeit in dem individuellen Umfang ausgleichen. Die Presbyopie beeinflusst einen bereits zuvor bestehenden Brechungsfehler (zum Beispiel Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit) nicht, sondern bedarf immer einer zusätzlichen Korrektur für die Nähe (Nahaddition). Im Allgemeinen wird die schwächste Korrektur gewählt, die ein angenehmes Nahsehen ermöglicht. So wird die verbliebene Akkommodationsfähigkeit der Linse genutzt und der Fernpunkt im größtmöglichen Abstand vom Auge gehalten. Entsprechend dem Fortschreiten der Alterssichtigkeit etwa bis zum 70. Lebensjahr muss die Glasstärke für die Nähe immer weiter erhöht werden.