Die Redarier waren ein westslawischer Stamm, der im Mittelalter auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern siedelte und der westslawischen Sprachgruppe angehörte. Sie traten erstmals zum Jahr 929 in Erscheinung und gehörten ab dem 10. Jahrhundert dem Liutizenbund an, in dem sie die Führungsrolle ausübten. Im 11. Jahrhundert finden sie keine Erwähnung mehr.
Der Name der Redarier begegnet erstmals in einer Urkunde des ostfränkischen Königs Otto I. vom 14. Oktober 936 als Riadri.[1] Widukind von Corvey berichtet um 965 in seiner Sachsengeschichte von Redarii und Redares. Im gleichen Jahr ist in einer Kaiserurkunde Ottos I. von Riedere die Rede.[2] In der Chronik des Thietmar von Merseburg finden sich zwischen 1012 und 1018 die Schreibweisen Redarii, Rederii und Riedirii. Der Chronist Adam von Bremen verwendet rund 60 Jahre später in seiner Hamburger Kirchengeschichte die Bezeichnungen Retharii, Retheri und Rederi. Helmold von Bosau schließlich gebraucht in der von ihm im 12. Jahrhundert verfassten Slawenchronik dann die Bezeichnungen Ridari, Rederi und Riaduri.[3] Im 19. Jahrhundert war die Schreibweise Rhedarier verbreitet[4], in der modernen Geschichtswissenschaft hat sich die Bezeichnung als Redarier durchgesetzt.
Eine allgemein anerkannte Bestimmung von Herkunft und Bedeutung des Namens existiert bislang nicht. Die Meinungen reichen von deutsch[5] über slawisch[6] bis zu griechisch.[7] Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Deutungen aus: Der Linguist Ernst Eichler stellt den Stammesnamen zum Wort Ried in Verbindung, mittelniederdeutsch Reet und gelangt derart zu Riad-warios, den Riedmännern oder Riedleuten.[8] Die Vertreter einer slawischen Herkunft des Namens gehen von einem ursprünglichen Stammesnamen Redari aus, der dann so viel wie Ratgeber oder Leute des Orakels bedeutet hätte.[9] Der Slawist Heinrich Kunstmann nimmt einen griechischen Ursprung des Namens an, der vom Tempelort Rethra abgeleitet und aus dem griechischen Wort für Sprecher, Wortführer, Volksredner zu erklären sei.[10]
Das Siedlungsgebiet der Redarier ist mangels entsprechender Angaben in den Quellen nicht eindeutig zu bestimmen. Erschwerend tritt hinzu, dass die Diskussion durch die nicht immer wissenschaftlich betriebene Suche nach dem Tempelort Rethra überlagert wird. Die wohl herrschende Meinung lokalisiert die Redarier im Ausschlussverfahren zwischen Neubrandenburg im Norden und Neustrelitz im Süden und weist ihnen damit das Gebiet der späteren Länder Stargard und Wustrow im südöstlichen Mecklenburg zu.[11] Das Siedlungsgebiet schließt damit den Tollensesee ein. Benachbart im Nordwesten saß der Stamm der Tollenser, im Südosten die Ukranen.