Die Republik Venedig (venetisch Repùblica de Venessia bzw. Serenìsima repùblica; italienisch Serenissima Repubblica di San Marco ‚Durchlauchtigste Republik des Heiligen Markus‘)[1] nach dem Wahrzeichen der Stadt, dem Markuslöwen, auch als Markus- oder Löwenrepublik bezeichnet, war vom 7./8. Jahrhundert bis 1797 eine See- und Wirtschaftsmacht, deren Zentrum im Nordwesten der Adria lag. Ihre Vorherrschaft kulminierte in einem Kolonialreich, das von Oberitalien bis Kreta und zeitweise bis zur Krim und nach Zypern reichte und von Venedig aus gelenkt wurde. Darüber hinaus unterhielt Venedig Kaufmannskolonien in Flandern und dem Maghreb, in Alexandria und Akkon, in Konstantinopel und Trapezunt sowie in zahlreichen Städten an der Adria.
Der Reichtum der Adelsrepublik resultierte daraus, dass sie als Umschlagplatz zwischen dem Byzantinischen Reich und dem Heiligen Römischen Reich fungierte und zugleich wichtige Waren monopolisierte. Dabei nutzte sie als Haupthandelswege die Flüsse Oberitaliens und vor allem die Adria. Auch die machtpolitische Zersplitterung Italiens war für sie vorteilhaft. Dabei übte ausschließlich der Adel[2] den gewinnträchtigen Fernhandel (Levante) aus und kontrollierte zunehmend die politische Führung – bis hin zur Abschaffung der Volksversammlung.
Über die Anfangszeit berichten hauptsächlich Legenden und nur wenige historisch zuverlässige Quellen. Erst ab dem 13. Jahrhundert gibt es eine breite schriftliche Überlieferung, die dann aber vom Ausmaß mit der von Rom verglichen werden kann.[3] Zur Legendenbildung hat die staatlich kontrollierte Geschichtsschreibung erheblich beigetragen. Sie projizierte die als wegweisend wahrgenommenen Eigenheiten der venezianischen Gesellschaft oftmals in die Vergangenheit zurück. Dabei verschwieg sie vieles dessen, was den Idealen von Geschlossenheit, Gerechtigkeit und Machtbalance widersprach, oder deutete es um.
Der Seemacht gelang es, trotz geringer Ressourcen und eines verstreuten Herrschaftsgebiets, eine erstrangige Rolle in der Politik des Mittelmeerraumes zu spielen. Dabei lavierte Venedig fast von Anfang an zwischen den Großmächten wie Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich oder der päpstlichen Macht, nutzte rigoros die Schlagkraft seiner Kriegsflotte und seiner überlegenen Diplomatie, setzte Handelsblockaden und Berufsarmeen ein. Dabei hatte es sich der Konkurrenz italienischer Handelsstädte, wie etwa Amalfi, Pisa, Bologna, vor allem aber Genuas zu erwehren. Erst die großen Flächenstaaten wie das Osmanische Reich und Spanien drängten den Einfluss Venedigs militärisch, die aufstrebenden Handelsnationen wie die Vereinigten Niederlande, Portugal und Großbritannien wirtschaftlich zurück. Frankreich besetzte 1797 die Stadt; kurz zuvor hatte der Große Rat am 12. Mai für die Auflösung der Republik gestimmt.