Rhythm and Blues


Rhythm and Blues (auch Rhythm & Blues oder Rhythm ’n’ Blues, abgekürzt: R&B, R & B, R ’n’ B oder auch RnB) bezeichnet den in den 1940er Jahren vorherrschenden Stil afroamerikanischer Popmusik: eine rhythmisch stark akzentuierte Form des Blues, aus der später Rock ’n’ Roll wurde, die von Weißen gespielte und produzierte Form des Rhythm and Blues. Der Begriff Rhythm and Blues tauchte 1941 nach einem Tantiemen-Streit zwischen der amerikanischen Urheberrechtsgesellschaft ASCAP und den Rundfunkanstalten der USA erstmals als Gattungsbegriff auf, um den als diskriminierend empfundenen Begriff Race Music zu ersetzen. So betitelte das Billboard-Magazin ab 1949 eine seiner Spartenhitparaden mit Rhythm and Blues. Den Begriff soll Jerry Wexler geprägt haben, der damalige Journalist und spätere Produzent des Plattenlabels Atlantic Records.[1] In der amerikanischen Musikindustrie wird der Begriff so bis heute auch als Sammelbezeichnung für afroamerikanische Mainstream-Musik verwendet.

In den 1980er und 1990er Jahren erfuhr der Begriff eine Neudeutung und bezeichnete Verbindungen von Popmusik und Soul (Michael Jackson, Whitney Houston, Mariah Carey, Lionel Richie, Prince), später eine Verbindung von Popmusik und Hip-Hop. Zur genaueren Abgrenzung werden hierfür häufig die Begriffe Contemporary R&B, „Rhythm ’n’ Beat“, „Rap ’n’ Beat“ oder „R&B“ (ausschließlich als Kürzel) verwendet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Rhythm-and-Blues-Bands in den USA gegründet. Die Musik der großen Big Bands der 1930er und 1940er Jahre hatte sich in Richtung Jazz weiterentwickelt. Radiostationen waren nicht mehr bereit, für ihr musikalisches Unterhaltungsprogramm teure Big Bands anzustellen, und spielten stattdessen Schallplatten. Damit fiel für die Big Bands ein beträchtlicher Anteil der Einkünfte weg. An ihre Stelle traten kleinere Bands, die aus Rhythmus-Gruppe und einigen Bläsern (Horn-Sections) bestanden.

Rhythm and Blues war ganz auf die Unterhaltung des Publikums ausgelegt. Viele Bands verpflichteten echte Shouter als Sänger, z. B. Big Joe Turner. Der erste große Star des Rhythm and Blues war Louis Jordan. Zu seinen Hits zählen unter anderem Caldonia, Saturday Night Fish Fry und Choo Choo Ch’Boogie. Zweideutige Texte waren die Grundlage für den Erfolg von beispielsweise Julia Lee. Als Leadinstrument setzte sich gegenüber dem Klavier die elektrische Gitarre in der Tradition von T-Bone Walker durch.

Die Stellung des Rhythm and Blues als Musik der schwarzen Bevölkerung änderte sich in den 1950er Jahren durch die Vermischung des Rhythm and Blues und des Rock ’n’ Roll durch Künstler wie Chuck Berry. Auch der Doo Wop hat seine Wurzeln im Rhythm and Blues; ursprünglich von schwarzen Künstlern gesungen, entstanden bald auch gemischte und rein weiße Gruppen.


Louis Jordan, New York City, ca. Juli 1946. Foto: William P. Gottlieb.