Saalkirche


Saalkirche und einschiffige Kirche sind nicht ganz deckungsgleiche Bezeichnungen für ein Kirchengebäude, dessen Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist. Neben der Hallenkirche, der Basilika, dem Zentralbau und der Querkirche ist sie einer der Grundtypen des Kirchenbaus. Die Klassifizierungen „Zentralbau“ und „Saalkirche“ schließen einander ebenso wenig aus wie Kreuzkirche und „einschiffige Kirche“. Die Bezeichnung „Saalkirche“ ist allerdings eher für einschiffige Kirchen mit rechteckigem Grundriss angebracht. Ein ovaler oder kreisrunder Kirchenraum ist hingegen zwar eine „Saalkirche“, aber eher nicht ein-„schiffig“.

Der Innenraum der Kirche kann, muss aber nicht rechteckig sein; ein Querschiff ist folglich möglich. Bei einem großen Teil der heutigen wie auch der archäologisch nachgewiesenen Saalkirchen ist der Altarraum leicht eingezogen, also etwas schmaler als der Gemeindesaal. Auch ein polygonaler, ein kreisrunder und ein ovaler Kirchenraum ohne freistehende Stützen ist eine Saalkirche. Je schmaler und länger der Innenraum ist, desto eher spricht man von einer einschiffigen Kirche. Kirchen ohne Säulen und Pfeiler, aber mit kreuzförmigem Grundriss werden sowohl als „kreuzförmige Saalkirchen“ wie auch als „einschiffige Kreuzkirchen“ bezeichnet.

Saalkirchen können eine Holzdecke oder einen zum Kirchenraum hin offenen Dachstuhl haben. Sie können aber auch gewölbt sein, wobei dies der Breite einer Kirche meist abträglich ist. Dabei finden sich außer Tonnengewölben oder den ganzen Raum überspannenden Zeltgewölben auch Gliederungen der Decke in mehrere Joche, die von Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölben überspannt werden. Das Rippengewölbe der Kirche St.-Maurice in der südfranzösischen Kleinstadt Mirepoix überspannt mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters.

Vielerorts waren die ersten, heute oft nur noch archäologisch nachweisbaren, Kirchen Saalkirchen (siehe z. B. die karolingischen Dreiapsidenkirchen). Lange Zeit war den Raumbreiten, die man ohne Stützen überdachen konnte, enge Grenzen gesetzt. Daher wurden viele Saalkirchen mit Zunahme der Bevölkerung im Kirchspiel durch mehrschiffige Kirchen ersetzt oder zu solchen ausgebaut. Mancherorts ersetzte man einfach eine Außenwand durch eine Arkade und baute ein zweites Schiff neben das alte.


Innenraum der Saalkirche in Garz
Die ehem. Kathedrale St.-Maurice in Mirepoix hat mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters
Kathedrale von Albi, Abseitensaal
St.-Jürgens-Kirche bei Lilienthal, um 1190, Saalkirche mit Gewölbejochen
Kathedrale von Angers, Spätromanik, Gewölbejoche und kreuzförmiger Grundriss