Schielen


Schielen oder Strabismus (altgriechisch στραβισμός strabismós „Schielen“) bezeichnet eine Gleichgewichtsstörung der äußeren Augenmuskeln. Sie drückt sich in einer Fehlstellung der Augen zueinander aus. Hierbei weicht die Richtung ihrer Gesichtslinien beim Betrachten (Fixieren) eines Objektes zeitweise oder dauerhaft voneinander ab.[1] Ausmaß und Form dieser Fehlstellung können, auch in Abhängigkeit von der Objektentfernung und Blickrichtung, sehr unterschiedlich sein. Die Einteilung der verschiedenen Schielformen wird nach deren Ursache vorgenommen, dem Zeitpunkt des Schielbeginns und der Richtung der Abweichungen. Sie sind mit verschiedenen Methoden relativ genau messbar und ergeben als Resultat einen oder mehrere sogenannte Schielwinkel. Es gibt Formen von Schielen, die in der Regel nicht krankhaft, sondern Ausdruck einer Normvariante sind und lediglich die physiologische Abweichung von einer Idealform darstellen. Die meisten Schielformen sind jedoch eine ernsthafte Erkrankung mit schweren funktionellen Sehbehinderungen und gehen als solche weit über ein rein kosmetisches Problem hinaus. Sie können dabei angeboren, durch einen Unfall erworben oder im Zuge anderer Erkrankungen (beispielsweise Albinismus oder Schlaganfall) entstanden sein. Insbesondere bei frühkindlichem und angeborenem Schielen ist ein möglichst früher und konsequenter Behandlungsbeginn eine entscheidende Voraussetzung für eine Verbesserung oder gar Heilung.

In Mitteleuropa sind etwa sechs Prozent der Bevölkerung von einem krankhaften Schielen betroffen.[2] Die Anlage zum Schielen ist vererbbar. Diagnostik und Therapie sind in den augenheilkundlichen Spezialgebieten der Strabologie und Neuroophthalmologie angesiedelt.

Es lassen sich zwei prinzipielle Rahmenbedingungen unterscheiden, die Stellung der Augen zueinander und ihre Motilität zu beurteilen und zu messen: apparative und freie-Raum-Untersuchungen. Während Schielwinkelmessungen mittels apparativer Anordnungen in einem eher künstlichen Umfeld stattfinden, stellen Untersuchungen im freien Raum eine natürlichere Umgebung dar. Dies kann Einfluss auf die ermittelten Werte haben. Unabhängig von der Methode erfolgt die Dokumentation einer Schielabweichung meist in der Einheit Grad, seltener in Prismendioptrien oder, wie bei dem Verfahren der linearen Strabometrie, in Millimetern.


Strabismus convergens (Innenschielen) des linken Auges
Schematische Darstellung verschiedener Schielformen
Pflaster-/Okklusionstherapie
Durchtrennung der Sehne des linken Musculus rectus medialis
Pseudostrabismus bei ausgeprägtem Epikanthus medialis
Porträt eines mit dem linken Auge nach außen schielenden Mannes