Senioren-Convente (SC) sind Zusammenschlüsse von Corps an einer Universität oder Hochschule. Die deutsch-baltischen Studentenverbindungen an der Universität Tartu und der Universität Tallinn sowie der Präsidenkonvent und der Präsidenkonvent der lettischen Damenverbindungen in Riga haben Chargierten-Convente (Ch!C!).
Schon die Nationes kannten einen SC. „Streitigkeiten zwischen den einzelnen Nationen wurden vor den Senioren-Convent gebracht, der in Rostock zuerst 1647 genannt wird.“[EN 1] Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden an deutschen Universitäten nach ihrem Land (historisch) bezeichnete Studentenvereinigungen. Im „rechtsfreien“ Raum der Universität (und in der Öffentlichkeit) gaben sie Studenten Schutz und Halt. Geführt wurden sie von Senioren, die im Seniorenconvent die Lösung gemeinsamer Aufgaben absprachen. Erhalten sind die ersten SC-Comments von Frankfurt/Oder (1798), Halle/Saale (1799), Erlangen (1802), Heidelberg (1803), Marburg (1807), Leipzig (1808), Tübingen (1808) und Jena (1809).[EN 2]
An der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vereinbarten Rhenania und Franco-Badenia 1803 den ersten und im Juli 1806 den zweiten SC-Comment. An der Philipps-Universität Marburg gab es eine Rheinische, eine Hessische und eine Westphälische Landsmannschaft.[EN 3] An der Eberhard-Karls-Universität Tübingen hatten sich Suevia I, Obersuevia und Franconia I zusammengetan.[EN 3] An der Universität Jena entwarf Guestphalia einen SC-Comment.[EN 3] Aus eigener Anschauung kannte August Jäger die Senioren-Convente in Jena, Halle, Heidelberg, Erlangen, Würzburg, Marburg, Gießen, Tübingen, Freiburg, München und Straßburg. Die humorvollen Schilderungen sind oft sarkastisch und (manchmal noch heute) treffend.
Die SC-Comments regelten Streitigkeiten und Duelle, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts oft „zwanglos“ ausgetragen wurden. Der SC-Comment sollte solche regellosen Auseinandersetzungen unterbinden. Die Urburschenschaft zog auch Corpsstudenten an und stimulierte die Bildung von Kränzchen, aus denen in den 1820er Jahren viele Corps hervorgingen. In den Studentenschaften wuchs den Seniorenconventen die Führungsrolle zu, die sie noch in der Weimarer Republik behaupteten. Der Freistaat Preußen mit dem Kultusminister Carl Heinrich Becker machte sie ihnen streitig, der Nationalsozialismus zerstörte sie.
„Es ist vielfach behauptet worden, die Corps hätten mit der Anwendung ihres Comments auf alle Studenten einen Machtanspruch innerhalb der Studentenschaft begründen wollen. Dies war am Anfange jedenfalls nicht die Absicht der Corps. Sie wollten nur so, wie sie es auch für ihre Corps und Corpsmitglieder taten, für die ganze Studentenschaft eine Instanz schaffen, die nicht nur für die Ordnung in Burschenangelegenheiten sorgte, sondern die sich auch für deren Aufrechterhaltung verantwortlich fühlte.“