Spaltensatz


Spaltensatz bezeichnet im Buchdruck den zur Seite gestalteten Satz eines Druckwerks. Dessen einzelne Spalte (abgekürzt Sp.[1]) heißt Kolumne (von lateinisch columnaSäule‘), insbesondere wenn sie bei mehrspaltigem Satz einen geschlossenen Text umfasst. Der Mehrspaltensatz ist für großformatige Bücher von Beginn des Buchdrucks an üblich und folgt darin dem Vorbild großformatiger Handschriften in Kodex-Form.

Die Verteilung von Text auf mehrere Kolumnen ist etwa so alt wie die Literatur. So wurde das akkadische Gilgamesch-Epos in seiner Standardversion, wie sie aus der Bibliothek des Aššurbanipal bekannt ist, auf Tafeln geschrieben, die in einem festen Layout auf Vorder- und Rückseite jeweils drei Kolumnen Text enthielten.

Auch ägyptische Texte wurden seit dem Alten Reich häufig in Kolumnen geschrieben, wobei die vertikalen Textzeilen etwa der Pyramidentexte möglicherweise als Vorbild dienten. Für längere Papyrusrollen bot sich deshalb grundsätzlich die Anordnung des Textes in Kolumnen an. In Papyrus-, Leder- oder Pergamentrollen blieb die Anordnung des Textes in Kolumnen auch dann der Standard, als diese nach der Erfindung des Alphabets für Schriften gebräuchlich wurden, die keine vertikalen Zeilen kannten, wie die hebräische oder griechische Schrift. Beispiele unter den Schriftrollen vom Toten Meer sind z. B. die hebräische Tempelrolle oder die griechische Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever.

Nach der Erfindung des Codex wählte man für großformatige Handschriften um der Übersichtlichkeit willen ebenfalls ein mehrspaltiges Layout. So ist der griechische Codex Vaticanus, die älteste erhaltene Vollbibel, größtenteils in drei Spalten geschrieben, der Codex Sinaiticus in vier Spalten. Da die griechische Schrift damals keine Wortzwischenräume kannte und die Zeilenenden nicht mit einem Wortende zusammenfallen mussten, war auch bei relativ schmalen Kolumnen ein gleichmäßiges Erscheinungsbild möglich. Auch syrische und hebräische Bibelkodizes, z. B. die älteste bekannte Handschrift der vollständigen Hebräischen Bibel, der Codex von Aleppo, nutzten ein mehrspaltiges Layout.

Die ersten gedruckten Bücher orientierten sich am Erscheinungsbild der Handschriften ihrer Zeit. So war die lateinische Gutenberg-Bibel in zwei Spalten gesetzt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts konnte der Zedler feststellen, dass in den kleinen und der ganz überwiegenden Zahl von Büchern nur eine Kolumne zu finden sei. Nur bei größeren gebe es manchmal zwei, drei oder mehr Kolumnen.[2] In der Zeit danach hat sich bei den Buchdruckern der Gebrauch entwickelt, die ganze Druckseite als „Columne“ zu bezeichnen, siehe Kolumne (Seite). Eine Seite mit zweispaltigem Satz wurde dementsprechend als „gespaltene Columne“ bezeichnet. Die ausschließliche Verwendung des Begriffs „Kolumne“ als Druckspalte hat sich erst seit dem 20. Jahrhundert durchgesetzt.


Spaltensatz der Seite 1:191 der Encyclopédie mit dem Eintrag über die Aguaxima
Kolumnen iv und v auf der Rückseite von Tafel 11 des Gilgamesch-Epos (Handschrift K 3375 des British Museum, 7. Jh. v. Chr.)
S. 1512 des Codex Vaticanus Graecus 1209 (4. Jh. n. Chr.), mit dem Ende des 2. Thessalonicherbriefs in der ersten und dem Beginn des Hebräerbriefs in der zweiten Kolumne