Die Stahlkrise war eine Strukturkrise der Stahlindustrie gegen Ende der 1960er, Ende der 1970er, Anfang der 1980er und in den 1990er Jahren in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Italien, Schweden und den USA.
Angesichts des ruinösen Wettbewerbs und weltweiter Überkapazitäten Mitte der 1960er Jahre bildeten 31 Unternehmen der Stahlindustrie der Bundesrepublik Deutschland mit Billigung der Montanunion ein von 1967 bis 1971 bestehendes Verkaufskartell. In mehreren regionalen Stahlkontoren waren die Vertriebsorganisationen und -gesellschaften der teilnehmenden Stahlkonzerne zusammengefasst. Aufträge wurden nach einem Quotensystem auf die teilnehmenden Unternehmen verteilt.
Im Rekordjahr 1974 wurden in der Bundesrepublik Deutschland noch 53 Mio. Tonnen Rohstahl erzeugt und die höchsten Branchengewinne seit Jahrzehnten eingefahren. In der ersten Ölpreiskrise vervierfachte sich der Ölpreis; die Volkswirtschaften vieler Industrieländer stagnierten und die Inflationsraten stiegen (→ Stagflation). In der zweiten Ölpreiskrise 1979 bis 1981 stieg der Ölpreis bis auf etwa 40 US-Dollar pro Barrel.
In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren hatte die Automobilproduktion in vielen Industrieländern den Eisenbahnbau und den Bergbau (Kohlekrise ab 1958) als bedeutende Nachfrager von Eisen und Stahl abgelöst.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es in vielen Industrieländern einen langanhaltenden Wirtschaftsaufschwung (Wirtschaftswunder), einen Bauboom und einen Babyboom gegeben; diese Phase endete um 1970. Während der ersten Ölpreiskrise 1973/74 vervierfachte sich der Rohölpreis; während der Ölpreiskrise 1979/80 stieg der Ölpreis um über 100 %. Auslöser war die iranische Revolution; danach drosselte der Iran seine Ölexporte zeitweise. In vielen Ländern gab es Inflation und Stagnation oder Rezession (siehe auch Stagflation, Eurosklerose). In den frühen 1980er Jahren begannen eine Schiffbaukrise; viele Werften mussten Personal entlassen oder schließen (Werftenkrise). Die gestiegenen Energiekosten bereiteten der Stahlindustrie Probleme. Die abnehmende Nachfrage und Weiterentwicklungen der Produktionsmethoden führten zu einer enormen Überproduktion und zu teils ruinösen Preiskämpfen. Auch der Einsatz von Ersatzmaterialien, etwa von keramischen Werkstoffen oder Kunststoffen, trug zur Stahlkrise bei.