Als Streckspinnverfahren bzw. Spinnstreckverfahren (engl. spin-draw process) bezeichnet man bei der Chemiefaserherstellung die Zusammenfassung der zwei getrennten Prozessstufen Spinnen und Strecken (Verstrecken) in einem Arbeitsgang. Gegenüber dem Zwei-Stufen-Prozess werden die Produktionskosten gesenkt, die Produktivität erhöht und der Energieverbrauch verringert.[1][2]Das Streckspinnen in Form des Trichterspinnens wurde zuerst von Friedrich Lehner beim Herstellen der Kollodiumseide (Nitrokunstseide) Anfang der 1890er Jahre angewendet und 1901/02 von Edmund Thiele auf das Verfahren der Kupferseidenproduktion übertragen und weiterentwickelt.[3][4] 1934 wurde von Gruz und Rogowin nachgewiesen, dass das Trichterspinnen auch auf Viskose übertragen werden kann. Otto Eisenhut brachte Mitte der 1930er Jahre dieses Verfahren beim Spinnen von Viskoseseide zur betrieblichen Reife, so dass es in der Thüringischen Zellwolle AG im betriebliche Großmaßstab betrieben werden konnte.[5]Schon Anfang der 1940er Jahre versuchte man beim Schmelzspinnen von Synthesefaserstoffen, das Spinnen und Verstrecken auf einer Maschine zu kombinieren. Das gelang mit befriedigenden Resultaten aber erst 30 Jahre später, da erst dann die notwendigen hohen Abzugsgeschwindigkeiten konstruktiv bewältigt werden konnten.[6]