Stummfilm


Als Stummfilm wird seit der Verbreitung des Tonfilms in den 1920er-Jahren ein Film ohne technisch-mechanisch vorbereitete Tonbegleitung bezeichnet. Die Aufführung solcher Filme wurde zeitgenössisch fast ausnahmslos wenigstens musikalisch untermalt. Der Stummfilm entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Westeuropa und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Grundlage für die Herstellung und Wiedergabe der ersten Stummfilme waren Erfindungen im Bereich der Technik und der Fotografie (siehe den Artikel zur Filmgeschichte).

Während der Frühzeit des Kinos gab es noch keine zufriedenstellende Möglichkeit, Bild und Ton synchron aufzunehmen und abzuspielen. Die Filme wurden vor Publikum je nach Art der Vorführstätte von Orchester, Klavier bzw. Pianola, Grammophon u. a. begleitet oder es kamen Photoplayer zum Einsatz. Letztere waren selbstspielende Klaviere, die mit zusätzlichen von Hand auszulösenden Geräuscheffekten versehen waren.

Stummfilme wurden auch mit einmontierten Texten, den Zwischentiteln, erzählt. Oft begleitete auch ein Filmerzähler oder -erklärer die Vorstellung. Trotzdem musste der Großteil der Handlung und Gefühle über die Filmbilder transportiert werden. Das Schauspiel der Akteure früher Filme war aus diesem Grund meistens sehr körperbetont. Gestik und Mimik der Schauspieler vor allem in Dramen wirken vom heutigen Blickpunkt aus oft übertrieben. Ein Vorteil des Stummfilms liegt darin, dass er universell verständlich ist. Die Sprache der Schauspieler spielt keine Rolle, da sie nicht zu hören ist und Zwischentitel mit geringem Aufwand in andere Sprachen übersetzt werden können.

Ein Pionier des bewegten Bildes war der Chronophotograph Eadweard Muybridge. Seine 1878 entstandenen Serienbilder The Horse in Motion zeigten den genauen Bewegungsablauf bei einem galoppierenden Pferd.

Die erste international bekannte Vorführung eines kurzen Filmshots war die Präsentation der Roundhay Garden Scene durch Louis Le Prince, den Gründer der Leeds Technical School of Arts. Die von ihm selbst vermutlich am 14. Oktober 1888 hergestellte Bilderfolge von 2,11 Sekunden stellte vier gehende Personen dar – im Garten seiner Schwiegereltern in Roundhay, einem Vorort von Leeds. Für seine Ein-Linsen-Kamera erhielt Le Prince 1888 ein Patent. Er hatte sie ab 1886 in Experimenten entwickelt, die von seinem Freund Louis Jacques Mandé Daguerre inspiriert waren.

Am 20. Mai 1891 stellte der Erfinder Thomas Edison in der National Federation of Women’s Clubs einen Kinetographen vor. Die erste öffentliche Vorführung fand dann am 9. Mai 1893 im Brooklyn Institute of Arts and Sciences statt.[1]


Dreharbeiten in den New Yorker Edison-Studios, um 1908