Das Stundengebet (lateinisch liturgia horarum), auch Offizium oder Officium divinum („göttlicher Dienst“), Tagzeiten und Tagzeitengebet (evangelisch) genannt, ist Teil der Liturgie der Kirche. Es wird in den orthodoxen, orientalisch-orthodoxen, katholischen, anglikanischen und in einigen evangelischen Kirchen gepflegt. Das gemeinschaftlich vollzogene Stundengebet in einer Ordensgemeinschaft wird Chorgebet genannt.
Die liturgischen Bücher, die die Texte des Stundengebets enthalten, heißen Horologion (orthodox), Stundenbuch (katholisch), Book of Common Prayer (anglikanisch) und Tagzeitenbuch (protestantisch). Die früher für die Weltpriester gedachte kürzere Form des Stundengebetes wurde auch Brevier (lat. brevis, breve „kurz“) genannt.
Das Stundengebet wird in der kirchlichen Tradition interpretiert als Antwort auf das Apostelwort „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17 EU) und das Psalmwort „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob und nachts stehe ich auf, um dich zu preisen“ (vgl. Ps 119,62.164 EU).
Sinn des Stundengebets ist es, einzelne Tageszeiten zu heiligen, mit ihrer Besonderheit vor Gott zu bringen und zugleich das Gebet der Kirche rund um die Erde nicht abreißen zu lassen.[1][2] Auch das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnete die Heiligung des Tages als das Ziel des Stundengebetes.[3]
Das Stundengebet ist am Zyklus des Tageslaufs, dem Wechsel von Wachen und Schlafen, Licht und Dunkelheit, Arbeit und Ruhe orientiert und deutet die Zeiterfahrung als göttliche Offenbarung: „Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.“ (Gen 1,12–13 EU) So wird die zyklische Zeiterfahrung des Menschen – genauso wie die lineare Erfahrung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in die Glaubenspraxis einbezogen. Herausgehoben sind Sonnenaufgang und Sonnenuntergang: „Der Übergang vom Dunkel ins Licht wird ebenso wie der Übergang vom Licht ins Dunkel zum Anlass und Inhalt für die Liturgie.“[4]