Ein synthetischer Sprachbau ist in der Sprachtypologie nach August Wilhelm Schlegel ein Sprachbau, in dem die grammatische Funktion eines Wortes durch Flexion, also im Wort, kenntlich gemacht wird. Sprachen, in welchen dieses Bauprinzip vorherrscht, nennt man synthetische Sprachen. Wird also in einem Wort zugleich sowohl dessen Bedeutung als auch seine grammatischen Bestimmungen ausgedrückt, liegt ein synthetischer Sprachbau vor. Dies wird entweder durch Veränderungen am Wortstamm, (Ablaut und/oder Umlaut) oder durch Affixe, also dem Voranstellen oder Anhängen von grammatischen Endungen erreicht. Dabei haben die einzelnen Affixe zumeist mehr als nur eine Bedeutung oder Funktion in dem jeweiligen Sprachgerüst.
Das gegenteilige Bauprinzip zeigen die analytischen Sprachen. Wilhelm von Humboldt hält die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sprachen für graduell und wenig relevant.[1]
Generell lässt sich sagen, dass die wenigsten synthetischen Sprachen rein eine dieser Gruppen vertreten. Vielmehr überwiegt eines dieser Sprachkonzepte in einer konkreten Sprache.
Die westeuropäischen Sprachen tendieren generell zur Abschwächung ihrer Flexion und damit zum analytischen Sprachbau.[4]
Die beiden lateinischen Wörter sind Beispiele für den synthetischen Sprachbau (Bedeutung und grammatische Kategorien in einem Wort), die dazugehörigen deutschen Übersetzungen Beispiele für das analytische Verfahren (Bedeutung und grammatische Kategorien auf mehrere Wörter verteilt).[5]
Als Beispiel für diese Entwicklung auch innerhalb des Deutschen der Beginn des Credo aus drei Zeitabschnitten. Der abnehmende Synthesegrad kommt darin zum Ausdruck, dass die Zahl der Wörter für den gleichen Textabschnitt zunimmt: