Tempel


Tempel (von lateinisch templum) ist die deutsche Bezeichnung von Gebäuden, die seit dem Neolithikum in vielen Religionen als Heiligtum dienten. Die ältesten Bauten, auf die die Bezeichnung direkt angewendet wird, sind die Tempel von Göbekli Tepe[1] (ab ca. 9600 v. Chr.) und die maltesischen Tempel (ab 3800 v. Chr.).

Von der Grundbedeutung des Wortes ausgehend ist lateinisch templum (in der etruskischen und römischen Religion) zunächst nichts anderes als ein vom Bereich des Profanen abgegrenzter Bezirk, in dem Auguren die Beobachtung und Deutung des Vogelfluges und anderer Zeichen ausübten. In der altgriechischen Religion war der Tempel der Aufbewahrungsort für das Götterbild, während die Gottesverehrung und das rituelle Opfer im Freien, am Altar, der sich ebenfalls innerhalb des Temenos genannten heiligen Bezirks befand, stattfanden.

Der Tempel ist auf vielfältige Weise in das Religionssystem eingebunden. Der visuelle Aspekt steht anfangs noch nicht im Vordergrund. Der Tempel ist der Ort, an dem rituelle Handlungen für oder durch die Gläubigen (eher durch die in ihrem Auftrag Handelnden) ausgeführt werden. In manchen Kulturen repräsentiert der Tempel den Kosmos schlechthin. Tempel werden oftmals als Aufenthaltsort der Götter aufgefasst. Stellt man sich den Berg als Sitz der Götter vor (Olymp), so ist unter Umständen auch der Tempel als Berg (Pyramide, Ziggurat) konzipiert. Es kommt schließlich zur Vorstellung eines häuslichen Lebens der Götter, das dem der Menschen entspricht, z. B. Tagesabläufe mit Weckung, Toilette, Speisung. Der sakrale Bezirk ist immer vom profanen Raum getrennt; der Tempel kann bestimmten Göttern vorbehalten oder in verschiedene Bereiche aufgeteilt sein.

In vielen Stadtkulturen ist der Tempel das zentrale Bauwerk und prägt die Siedlung. Neben der religiösen Bedeutung des Tempels ist, besonders in Hochkulturen, auch die wirtschaftliche nicht zu unterschätzen. Auch die Bildungseinrichtungen sind häufig an den Tempel gebunden.

Zu den ältesten steinernen Tempelbauten gehören die nur teilweise erhaltenen Totentempel der Ägypter, die in der Frühzeit vielerorts an die Grabbauten der Pharaonen (Mastabas und Pyramiden) gebunden waren; später lösten sich viele Tempel aus der Bindung an den Pharaonenkult und bildeten eigenständige, aus mehreren hintereinander liegenden und von riesigen Pylonen unterteilte Baukomplexe – so der riesige, über einen langen Zeitraum erbaute und dem Gott Amun-Re geweihte Karnak-Tempel bei Luxor. Im Tal der Könige finden sich nur noch Grabstätten, aber keine religiösen Bauwerke mehr; bedeutende Ausnahmen stellen jedoch die Totentempel aus der dem Tal der Könige gegenüberliegenden Nekropole von Deir el-Bahari dar, allen voran der Totentempel der Hatschepsut († um 1450 v. Chr.).


Kankali-Devi-Tempel bei Tigawa, Nordindien, (um 420)
südindischer Tempel: Brihadisvara-Tempel, Gangaikonda Cholapuram, (um 1030)
nordindischer Tempel: Kandariya-Mahadeva-Tempel, Khajuraho (um 1050)
Herodianischer Tempel, bildliche Rekonstruktion
Santa Maria sopra Minerva, ein zu einer Kirche umgewandelter antiker Tempel in Assisi
Buddhistische Tempel- und Klosterlage Samye in Tibet
Lotustempel der Bahai in Delhi
Freimaurertempel in Detroit