Thomas Becket


Thomas Becket (* 21. Dezember 1118 in Cheapside, London; † 29. Dezember 1170 in Canterbury), auch bekannt als Thomas von Canterbury, lateinisch Thomas Cantuariensis, war Lordkanzler Englands, Benediktineroblate[1] und von 1162 bis 1170 Erzbischof von Canterbury. Becket war als Lordkanzler mit König Heinrich II. sehr gut befreundet und auch für die Erziehung von dessen Kindern verantwortlich, darunter der spätere Richard Löwenherz. Als Erzbischof legte er später seine weltlichen Ämter nieder und geriet in einen langdauernden Streit mit dem Königshaus, in dem es um die Machtverteilung zwischen Kirche und Monarchie ging.

Nach einem selbstgewählten Exil und der Rückkehr nach England eskalierte dieser Streit erneut, und Becket wurde schließlich von Rittern des Königs Heinrich II. in der Kathedrale von Canterbury am Altar ermordet. Dabei ist ungeklärt, ob die Tat eine Affekthandlung war oder die Männer eine Aussage ihres Königs überinterpretiert hatten. Die Ermordung führte zu öffentlicher Empörung und einer erheblichen Schwächung von König Heinrich II. Er musste sogar einen Bußgang nach Canterbury unternehmen und wurde dabei symbolisch bestraft. Nur drei Jahre nach der Tat wurde Becket von Papst Alexander III. heiliggesprochen.

Beckets Leben und seine Ermordung aus politischen Motiven hatten vielfältige Folgen, sie beeinflussten Politik und Kultur. Schon einige Jahre nach seinem Tod wurde Thomas Becket im bedeutenden Evangeliar Heinrichs des Löwen als wichtiger Heiliger dargestellt. Sein Schicksal wurde in literarischen Werken wie Historienromanen und Theaterstücken verarbeitet, etwa von T. S. Eliot (Mord im Dom) und Ken Follett (Die Säulen der Erde). Zahlreiche europäische Kirchen sind ihm gewidmet oder tragen seinen Namen, etwa San Tommaso di Canterbury in Rom.

Eine wichtige zeitgenössische Quelle über das Leben Beckets ist die 1174 vollendete Versdichtung La Vie de Saint Thomas Le Martyr von Guernes de Pont-Sainte-Maxence. Eine weitere französische Lebensbeschreibung verfasste zwischen 1183 und 1189 ein Mönch namens Benoît de Saint-Alban. Außerdem existieren Texte von lateinisch schreibenden Historikern.

Thomas Becket war normannischer Abstammung, sein Vater war Kaufmann in London. Für die gelegentlich gefundene Aussage, seine Mutter sei eine Sarazenin gewesen, gibt es keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte. Mönche brachten ihm Lesen und Schreiben bei, er studierte in Paris.

Nach der Rückkehr von seiner Studienreise trat er 1141 in die Dienste des Erzbischofs Theobald von Canterbury. Dieser ermutigte ihn zu weiteren Studien in Auxerre und an der Universität Bologna. Thomas Becket studierte dort Zivilrecht und Kirchenrecht.


Thomas Becket – Fenster der Kathedrale in Canterbury
Wappen von Thomas Becket (Blasonierung: In Silber drei rot bewehrte Alpenkrähen zwei zu eins)
The Becket Sword Replik in Carlisle Cathedral
Martyrium Thomas Beckets in einer Darstellung aus dem 13. Jahrhundert
Martyrium Thomas Beckets im Braunschweiger Dom, Seccomalerei um 1250
Reliquienschrein des Heiligen, Limoges, 1. Viertel des 12. Jahrhunderts. Musée national du Moyen Âge, Paris
Statue (1370–1380) von Thomas Becket im Zisterzienserinnenkloster St. Thomas an der Kyll