Tyros


Tyros, auch Tyr bzw. Tyre (arabisch صور, DMG Ṣūr), ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt.[1] Die Küstenstadt am Mittelmeer war eine der frühesten phönizischen Metropolen und der griechischen Mythologie zufolge der Geburtsort von Europa, ihrer Brüder Kadmos und Phoinix sowie von Karthagos Gründerin Dido. Wegen der zahlreichen Ruinen von Tyros aus der Antike wurde die Stadt 1984 als ganzes in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.[2] Nach zahlreichen Kriegen in den letzten Jahrzehnten gilt auch für viele moderne Teile von Tyros das Diktum des französischen Archäologen Ernest Renan von 1860: „Tyros ist eine Stadt von Ruinen, gebaut aus Ruinen.“[3]

Mit einer für 2016 geschätzten Einwohnerzahl von rund 200.000 in der Agglomeration gilt Tyros als viertgrößte Stadt des Libanon nach Beirut, Tripoli und Sidon. Sie ist die Hauptstadt des Bezirks Tyros im Gouvernement Süd-Libanon. Ein Großteil der Bevölkerung besteht aus Geflüchteten, da Tyros Standort von drei der offiziell zwölf palästinensischen Flüchtlingslager des Landes ist: Al Bass, Burj al-Shemali und ar-Raschidiya.[4]

Als frühe Namen von Tyros sind aus der akkadischen Sprache Ṣurru, aus dem Phönizischen Ṣūr (𐤑𐤓) und aus dem Hebräischen Tzór (צוֹר) überliefert.[5] In den semitischen Sprachen bedeutet der Name „Fels“ und bezieht sich etymologisch offensichtlich auf die Gesteinsformationen, auf denen die ursprüngliche Inselstadt gebaut wurde.[6]

Die vorherrschende Form im Altgriechischen war Týros (Τύρος). Diese Schreibweise findet sich zuerst bei Herodot, der die Stadt selber besuchte, sie wurde aber womöglich bereits erheblich früher geprägt.[5] Tyrische Schekel trugen zeitweise die Inschrift TYPOY IEPAΣ ΚΑΙ ΑΣΥΛOY – „von Tyros, der Heiligen und Unverletzlichen“.[7]

Im Lateinischen wandelte sich der Name zu Tyrus. Auf Italienisch heißt die Stadt Tiro, auf Französisch Tyr und auf Englisch Tyre. Während der Name auf Deutsch der altgriechischen Version am nächsten geblieben ist, hält sich das Arabische an das phönizische Original, für den Namen von Tyros wie auch für das Wort „Fels“ im Allgemeinen.

Das deutsche Xenonym für Tyros ist tyrisch und die Einheimischen sind entsprechend Tyrer und Tyrerinnen.


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Die Halbinsel von Tyros aus dem Weltall gesehen, Internationale Raumstation, Earth Science and Remote Sensing Unit, NASA Johnson Space Center
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Die Westspitze der Halbinsel
Felseninseln vor Tyros
Die Hauptbruchlinien des Libanons
Ein 22°-Ring über der Al Mina-Antikenstätte von Tyros, 2019
Figur aus Kalkstein, die offenbar Astarte darstellt, ca. 6. Jh. v. Chr., auf Zypern gefunden. Kunsthistorisches Museum Wien
Basalt-Stele mit einem Porträt von Ramses II., die in Tyros gefunden wurde. Nationalmuseum Beirut
Murex-Schneckenhäuser im Foyer des Murex-Hotels von Tyros, 2019
Brief von Abi-Milki an Echnaton, Metropolitan Museum of Art
In Tyros gefundene Tonfiguren aus der Eisenzeit, ausgestellt im Nationalmuseum Beirut
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Eine Frau stillt ein Baby
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Weibliche Köpfe
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Musiker
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Stele und Maske aus El Bass im Nationalmuseum Beirut
Schiffe aus Tyros und Sidon bringen Tribute zu Salmānu-ašarēd III. - Bronzerelief aus den Toren von Balawat im heutigen Irak
Die Flucht von König Luli aus Tyros im Jahr 702, Relief aus Ninive im heutigen Irak
Eine Siegessäule aus Samʼal, die zeigt, wie Asarhaddon zwei winzige Bittsteller, die offenbar Ba'al I. und Taharqa darstellen, an Nasenringen führt. (Pergamonmuseum, Berlin)
In Tyros gefundene Tonfigur einer Gottheit, 7. Jh., Nationalmuseum Beirut
Büste eines phönizischen Königs aus Tyros im Stil eines Pharaos aus dem 7. Jh. (World Museum Liverpool)
Tonfigur einer Frau mit Tiara, aus Tyros, 6. Jh. v. Chr., Louvre
In Tyros geprägte Silbermünzen
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Datiert auf 437 bis 425, links eine Murex-Schnecke und ein Delfin, rechts eine Eule mit ägyptischem Zepter
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Datiert auf 347 bis 346, links Melkart auf einem Meerespferd, rechts eine Eule mit ägyptischem Zepter
Illustration der Belagerung
Hellenistische Objekte aus Tyros im Nationalmuseum
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Tonfigur eines Mannes mit einer Ente zur Opfergabe
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Tonfiguren eines bärtigen Mannes (3), einer Frau im Chiton (4), einer Person mit einem Kind auf den Schultern (5) und eines Eros (6)
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Theatermaske aus Ton
In Tyros geprägte Silber-Didrachme, um 142/141, Porträt von Demetrios II.
In Tyros geprägter Doppel-Schekel aus Gold, um 104/103, Porträt der griechischen Schicksalsgöttin Tyche mit einer Krone aus Türmen, Bode-Museum (Berlin)
Ain Sur: die „Quelle von Tyros“, aus der Jesus angeblich trank
Die Stätte in Al-Bass
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Der rekonstruierte Triumphbogen mit einem Pfeiler des Aquadukts (links)
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Das Hippodrom
In Tyros geprägte Bronzemünzen
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Aus Hadrians Zeit: links Tyche mit Krone aus Türmen, rechts Astarte
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Links ein Porträt von Septimius Severus, rechts ein Tempel
Römische Ruinen im maronitischen Sanktuarium
Relief auf einem römischen Sarkophag in Al Bass
Byzantinisches Mosaik herzförmiger Weinblätter in der Al-Mina-Stätte
Aus der Nekropole von Al Bass, datiert auf 440 n. Chr.: „Möglicherweise das älteste Fresko der Jungfrau Maria weltweit.“ National Museum of Beirut
Vase aus Tyros, datiert auf das 7. bis 8. Jh., National Museum of Beirut
Die Überreste von Wasserbecken zur rituellen Waschung in den Ruinen der fatimidischen Moschee neben denen der Kreuzfahrer-Kathedrale
Die Belagerung von Tyros 1124, Illustration von Wilhelm von Tyrus
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Die Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale und der Großen Moschee, 2019
Die Belagerung von 1187, Gemälde aus dem 15. Jh. von Jean Colombe
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Keramik aus Tyros, 12.–13. Jh., National Museum of Beirut
DOMINI TYRI ECCE TYRUS – „Herr von Tyrus, Siehe Tyrus“. Aus dem Siegel von Johann von Montfort
Keramik aus mamelukisch-tyrischer Produktion, National Museum of Beirut
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Chan Sour (2019)
Die Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale – gezeichnet von Cornelis de Bruyn 1714
Die melkitische Kathedrale Sankt-Thomas
Die Alte Moschee
Die Ruinen von Chan Rabu (2019)
Tyros nach einer Zeichnung von David Roberts aus dem Jahr 1839
Das Mamluk-Haus bei den Ruinen der Kreuzfahrer-Kathedrale
Postkarte von 1868/9
Sepps Mission 1874
Heliogravüre des Hafens von 1874
Photochromdruck, zwischen 1890 und 1900
Der Hafen zwischen 1898 und 1914
Luftaufnahme von ca. 1918
Sikh-Pioniere vor Tyros
Ml 248 der Royal Navy läuft Tyros an – Gemälde von Donald Maxwell
Der Hafen mit der maronitischen Kathedrale „Notre Dame Des Mers“ (Mitte) um 1918
Feudalherr Kamil al-Asa'ad (1870–1924)
Der Hafen 1924, fotografiert von dem deutschen Gelehrten Karl Gröber
Zinovi Pechkoff 1926
Die antiken Säulen im Zentrum der Abdul Hussein-Moschee (2019)
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SayedAbdulHusseinSharafeddin Carte-d-Identite ID 1938.jpg
Porträt von Sayed Scharaf ad-Din aus seinem Pass von 1938
Aufnahme der Französischen Luftstreitkräfte, frühe 1930er Jahre
Australische Soldaten nehmen am 30. Juni 1941 Aufstellung im Hafen von Tyros als Ehrengarde für General Henry Maitland Wilson anlässlich seiner formellen Übernahme der Stadt
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Der Isthmus war Ende der 1940er Jahre noch unbebaut
Het strand, de Middellandse Zee en een Phoenisisch necropolis nabij Tyrus, Bestanddeelnr 255-6312.jpg
Al-Mina zu Beginn der Ausgrabungen
Auf der Flucht von Galiläa in den Südlibanon Ende 1948
Handala-Graffito am Strand von Dschal Al Baher
Blick auf die Altstadt 1950
Camille Chamoun
Einschusslöcher von 1958 im Turm der Dschaʿfarīya-Schule
Imam Sayyid Musa Sadr in seinem Haus in Tyros
Ein Foto der Halbinsel von Tyros von Südwesten aus gesehen. Das Bild ist auf 1950 datiert, stammt aber mit Blick auf den beginnenden Bauboom auf dem Isthmus wahrscheinlich eher aus den 1960er Jahren.
Sadr als Gründungspräsident des Hohen Rates der Schiiten im Libanon
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Karami (links) und Nasser, 1959
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Der Raschid-Karami-Platz in Tyros
Parlamentssprecher Kamil al-Asa'ad (links) mit seinem Vorgänger Adel Osseiran, der mit al-Asa'ads Erzrivalen Kasem al-Khalil verschwägert war
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Sadr 1974 in Tyros
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Sadr mit Schamran
Kasem al-Chalil
Besuch Musa Sadrs in den bombardierten Gebieten Südlibanons
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Beit Shadad, das 1978 bei IAF-Angriffen auf den Hafen zerstört wurde
Die Sub-Delegation des IKRK im Tyre Rest House, von wo aus Zivilisten in nördliche Sicherheitszonen evakuiert wurden.
Ein AMAL-Banner mit Sadrs Porträt vor Al Mina zum 40. Gedenktag seines Verschwindens
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Palästinensische Kämpfer, von denen viele aus den Lagern in Tyros kamen, 1979 bei einer Parade in Beirut
Der Empire-Kinokomplex am Hafen, der 1982 zerbombt wurde.
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Zerstörungen in Raschidieh, fotografiert von Jean Mohr (aus dem Archiv des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz)
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Die Zerstörungen vom November 1982 (aus dem IDF-Archiv)
Die Zerstörungen vom Oktober 1983
Foto des Israelischen Militärs zum Abzug aus Tyros
Berri (rechts) und Dschumblat 1989 bei einer Afghanistan-Konferenz in Teheran
William R. Higgins (1945–1990)
Ein Banner in Tyros 2005 zeigt Musa Sadr, Nabih Berri und Hassan Nasrallah (im Uhrzeigersinn)
Hisbollah-Kämpfer mit einem Katjuscha-Raketenwerfer Ende der 1990er Jahre
Die Erzeparchie
Zerstörungen in Tyros nach einem israelischen Luftangriff am 16. Juli
Evakuierung auf die MV Serenade
Luftangriff auf Tyros am 26. Juli
Italienische Soldaten am Strand von Tyros, 1. September 2006
UNIFIL-Sektoren 2018
Unvollständiges Denkmal für die UNIFIL-Gefallenen in Tyros, 2019
THAWRA! („Revolution!“) – Video von skandierenden Demonstranten in Tyros am 22. Oktober 2019
Demo am Elissa-Platz mit dem höchsten Fahnenmast des Landes am 22. Oktober 2019
Die Ruinen des Rest House-Hotels
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Tauchen durch antike Ruinen vor Tyros
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Auftauchen vor der Skyline von Tyros
Jerichonektarvogel bei Al Mina
Renan in seinem Studienzimmer
Honor Frost (links)
Der Mubarakie-Turm
Auszeichnung der Ruinen der Kreuzfahrerkathedrale gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Bild von 2003, als das Mamluk-Haus (links) noch nicht renoviert war.
Rostige Relikte – eine Schubkarre und Loren-Schienen – der Schéhab-Ausgrabungen in Al Mina / City Site
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Die Ruinen von Khan Rabu, 2019
„Perikles, Prinz von Tyrus“ – Illustration von Artuš Scheiner
Die Ruinen des Gebäudes, in dem das Empire untergebracht war (2019)
Halim el Roumi
Layal Abboud, 2016
Das verwaiste Al Hamra-Kino 2019
Bella ciao!“ – Video vom Straßen-karneval beim TIRO INTERNATIONAL ARTS FESTIVAL 2019 vor dem Rivoli
Die Dschaʿfarīya-Schule
Die Imam-Sadr-Stiftung
Die Islamische Universität, 2009
Die palästinensische „Ansammlung“ von Dschal Al Bahar neben der Bauruine des „TYRE Hotel“
Direkt am Wasser gebaute Häuser in Rashidieh
Religiöse Koexistenz: die schiitische Abdul Hussein-Moschee (vorne links), die sunnitische Große Moschee (vorne rechts), die maronitisch-katholische Kathedrale (hinten rechts) und die lateinisch-römische Kirche Santa Terra der Franziskaner (hinten links)
Avenue du Senegal
Ein Ferrari 458 mit nigerianischem Kennzeichen in Tyros
Aus Deutschland ankommender Autotransporter der libanesischen Abou Merhi Group am Hafen, 2019
Das verblichene Logo von Tadamon SC auf dem Dach des Stadions
Schild am Tadamon-Vereinsheim
Tyros auf Europa