Die Ungarneinfälle (auch Ungarnstürme), in der ungarischen Literatur als Landnahmezeit bezeichnet, waren eine im Jahre 899 begonnene Serie von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den noch nicht sesshaften Ungarn, den Magyaren, und ihren Nachbarn. Am häufigsten kam es dabei zu Zusammenstößen mit dem Ostfrankenreich, bis die Magyaren 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten. Diese Epoche, in der auch Plünderzüge bis nach Frankreich, Nordspanien und Oberitalien, aber auch nach Bulgarien erfolgten, endete mit der Regierungszeit des Großfürsten Géza.
Krieger des Reitervolks der Magyaren erschienen erstmals in den Jahren 892 bis 894 als Söldner für König Arnulf. Doch nach ihrem Zug über die Karpaten begannen sie im Jahr 899 mit einem Einfall in Italien, bei dem sie dem Heer des italienischen Königs Berengar I. eine schwere Niederlage zufügten. In der Zeit der Karolinger folgte eine Serie stetiger Beutezüge nach Westen.
Schon 881 kam es bei Wenia (Siedlung Wien oder Fluss Wien) zu einem Angriff der Magyaren.[1] Die Marcha orientalis des bairischen Herzogtums war damals infolge der Thronzwistigkeiten der Karolinger ebenfalls von innenpolitischen Kämpfen, namentlich der Wilhelminer und Aribonen, gespalten, und in Kämpfe mit dem Mährerreich verstrickt. Man hatte schon die pannonischen Eroberungen Karls des Großen an dieses eingebüßt.
Nach dem Tod Kaiser Arnulfs fielen die Magyaren im niederösterreichischen Donautal, dem Marchfeld, ein. Einem bayrischen Heerbann unter Markgraf Luitpold und Bischof Richard von Passau gelang es am 20. November 900 am Nordufer der Donau, eine Einheit von 1200 Kriegern niederzumachen, während die Mehrheit der Magyaren bereits beutebeladen zurückgekehrt war. Im Folgejahr 901 wiederholte sich die Situation, als die Bayern am 11. April an der Fischa, einem Nebenfluss der Donau, das Heer der Ungarn, das sich auf dem Rückweg befand, erneut schlugen. Der größte Sieg gelang jedoch 904 oder 906, als der Kende Kursan einem Hinterhalt der Bayern zum Opfer fiel. Die Bayern luden die Magyaren zu einem Gastmahl und erschlugen den Fürsten Kursan und sein Gefolge.
Davon unbeeindruckt zerschlugen die Magyaren 905/6 das Mährerreich und fielen nach Sachsen ein. Durch ihre Siege beflügelt, wagten die Bayern 907 eine Invasion auf magyarisches Gebiet, die für sie in der Katastrophe endete. In der Schlacht von Pressburg wurde das Heer eingekesselt und vernichtet. Luitpold fiel und mit ihm die obersten Würdenträger Bayerns. Unklar ist, ob und inwieweit der Tod des bedeutendsten Großfürsten der Ungarn, Árpád, im selben Jahr mit dieser Schlacht in Zusammenhang steht.