Vincenzo Maria (oder Marco) Coronelli OFMConv (* 16. August 1650 in Venedig; † 9. Dezember 1718 ebenda) war ein berühmter Kartograf, Kosmograf und Hersteller von Globen.
Coronelli wurde als Sohn eines Schneiders geboren und absolvierte eine Tischlerlehre. 1665 trat er den Franziskaner-Minoriten bei und ging in das Kloster San Nicoletto. Mit 16 Jahren veröffentlichte er einen Immerwährenden Kalender. In Rom studierte er Theologie, Mathematik und Kosmographie, 1673 wurde er in Theologie promoviert. Danach wurde er Ordensprovinzial in Venedig.
1678 ging er nach Parma und wurde Sekretär des Herzogs Ranuccio II. Farnese. Er schuf für ihn ein Globenpaar mit einem Durchmesser von 175 cm, das nicht erhalten ist. Von 1681 bis 1683 fertigte er in Paris die Coronelli-Globen, einen Erd- und einen Himmelsglobus, mit einem Durchmesser von 384 cm für den französischen König Ludwig XIV. an. Sie befinden sich heute im Besitz der französischen Nationalbibliothek, im Eingangsbereich der Bibliothèque François-Mitterrand.
1684 kehrte er nach Venedig zurück. Coronelli gründete in diesem Jahr die erste geografische Gesellschaft der Welt, die Accademia cosmografica degli argonauti, deren Vorsitz der Doge Marcantonio Giustinian übernahm. 1685 wurde er zum Kosmographen der Republik Venedig ernannt. Seiner Gesellschaft gehörten 1693 bereits 261 Mitglieder an, darunter der polnische König Jan III. Sobieski. Erneut reiste er nach Paris, um mit Jean Baptiste Nolin verkleinerte Nachbildungen der Globen zu erstellen. Die kleinsten hatten einen Durchmesser von 8,5 cm und dienten als Reisegloben, größere ließen sich zerlegen.
1691 veröffentlichte er in Venedig den Atlante Veneto, ein Werk von 200 Karten mit ausführlichen Beschreibungen im Format 60 × 40 cm. 1692 und 1694 legte er sein zweibändiges geographisches Hauptwerk auf, den Corso geografico universale, ó sia la terra divisa nelle sue parti.[1] Es bestand aus 260 Karten im Format 40,5 × 51 cm. 1696 bis 1697 setzte er mit seinem Isolario, der dem Mittelmeer gewidmet war, den Atlante Veneto fort. 1696 reiste er durch das Reich nach London.
Vincenzo Maria Coronelli schuf auch die erste Enzyklopädie in italienischer Sprache; die Biblioteca universale sacro-profana. Sie erschien in Venedig, blieb jedoch unvollständig. Von dem ursprünglich auf 45 Bände mit 350.000 Stichwörtern angelegten Werk wurden nur die ersten sieben Bände (A-Caque) mit 35.000 Stichworten veröffentlicht. Dabei erschien 1701 der erste, Papst Clemens XI. gewidmete Band. Am Ende erreichte Coronelli eine Auflage von 40.000 Exemplaren. Die 700 bis 800 Seiten starken Bände erschienen zwischen 1701 und 1709 in der venezianischen Druckerei A. Tivani. Das Werk gilt als Vorbild für die französischen Enzyklopädisten.