Zentralbau


Ein Zentralbau ist ein Bauwerk, dessen Hauptachsen gleich lang sind oder nur geringfügig differieren, im Unterschied zu einem Längsbau, etwa einer Basilika. Mögliche Grundrisse eines Zentralbaus sind kreisförmig (Rotunde), oval, quadratisch, kreuzförmig, sechseckig, oktogonal auch nonagonal oder höher polygonal. Der obere Abschluss erfolgt, freitragend oder mit Hilfe von einer oder mehreren Stützen, durch eine Decke, ein Gewölbe oder eine Kuppel. Er kann von einem Umgang umschlossen sein und/oder sich zu Kapellen, Nischen und Anräumen öffnen.

Ein seltsamer Bau ist die siebeneckige (heptagonale) Kirche Notre-Dame de l’Assomption in Rieux-Minervois im südfranzösischen Département Aude in der Region Okzitanien.

Die Bezeichnung „Zentralbau“ kann als gebäudekundlicher Terminus auf Gebäude unterschiedlicher Nutzung angewandt werden, findet allerdings üblicherweise besonders bei der Typologie von Sakralbauten Verwendung (insbesondere bei Kirchen und Moscheen). Mausoleen (z. B. das Taj Mahal in Agra, Indien) oder Kapitelhäuser (z. B. an der Kathedrale von Lincoln) bilden Übergange von der sakralen zur profanen Architektur, in welcher Zentralbauten ebenfalls vertreten sein können.

Die Zentralbauten sind vermutlich aus Grabbauten des Altertums hervorgegangen. Frühe Beispiele sind die zum Teil als Rundbauten errichteten Tempel der Antike, z. B. das Pantheon (Rom) und der spätantike Konchenovalbau aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. von St. Gereon (Köln) in Köln sowie die Hagia Sophia in Konstantinopel.

In der byzantinischen Architektur sind Zentralbauten in antiker Tradition ebenso verbreitet wie in der islamischen Architektur mit dem Felsendom aus der Umayyadenzeit als erstem bedeutenden Vertreter und besonders in der osmanischen Architektur, wo sie für die Moschee eine der kanonischen Bauformen darstellen.

In der abendländischen Architektur, in der Längsbauten vorherrschen, sind sie dagegen verhältnismäßig selten und zumeist auf kleinere Dimensionen beschränkt. Karl der Große knüpfte mit dem Zentralbau des heutigen Aachener Doms, der Pfalzkapelle seiner Aachener Pfalzanlage, bewusst an spätantike Formen an, nämlich an die der Kirche San Vitale in Ravenna, das im 5. Jahrhundert die letzte Hauptstadt des Weströmischen Reichs war. Dergestalt demonstriert Karl architektonisch die renovatio imperii und seinen Anspruch auf die Kaiserwürde.


Grundrisse von Zentralbauten: 1. Rotunde 2. Griechisches Kreuz 3. Oktogon 4. Trikonchos. Zum Vergleich: 5. Längsbau
Pantheon in Rom (um 125 n. Chr.)