Die zwölf Stämme Israels bilden nach der Überlieferung des Tanach das Volk Israel. Die Entstehung dieses Volkes wird gemäß den biblischen Texten in der vorstaatlichen Zeit der Geschichte Israels (etwa 1200–1000 v. Chr.) angesetzt. Dabei ist die Zahl 12 wie in vielen anderen Kulturen als Symbol mit einer mythologischen Bedeutung belegt. Die Reihenfolge der Namen der Stämme erscheint in 20 verschiedenen Variationen.[1] Auch im Neuen Testament wird im Zusammenhang mit dem Reich Gottes auf diese 12 Stämme Bezug genommen (Evangelium nach Matthäus 19,28 EU und Evangelium nach Lukas 22,30 EU). Nach bisherigen archäologischen Erkenntnissen gibt es jedoch für diese Stammesgeschichte – außer den schriftlichen Überlieferungen – keine historische Grundlage.[2]
Der Stämmebund tritt in den Erzählungen der Bibel seit dem 2. Buch Mose als Volk „Israel“ unter einheitlicher Führung auf. Zu diesem Volk wurde er jedoch erst im Laufe des Ansiedlungsprozesses im Kulturland Kanaan, in das Stämme von Halbnomaden unterschiedlicher Herkunft seit etwa 1500 bis 1000 v. Chr. in der Spätbronzezeit einsickerten.[3] Eine erste außerbiblische Bestätigung dafür gibt die „Israelstele“ des Pharaos Merenptah (um 1210 v. Chr.), welche Israel als Bezeichnung für eine Menschen- oder Völkergruppe verwendet.[4]
Die zusammenwachsenden Stämme entwickelten durch gemeinsame Sprache, benachbarte Siedlungsgebiete und vor allem durch die an bestimmten Kultorten ausgeübte Religion ein Bewusstsein ihrer Zusammengehörigkeit. Die biblische Geschichtsschreibung hat ihre Einzelüberlieferungen – besonders die Geschichten von Abraham bis zu Joseph – so miteinander verknüpft, dass das Werden dieses Volkes von Beginn an als zielgerichtetes Wirken des Gottes JHWH in der Geschichte dargestellt wird. Die Stämme führten sich auf gemeinsame Erzväter zurück, deren Überlieferungen in eine Generationenfolge gebracht wurden.[5] Der dritte dieser Stammväter, Jakob, habe von Gott den Ehrennamen „Israel“ erhalten.
Die Herkunft dieses Namens ist nicht mehr aufzuklären. Seine Wortbildung ähnelt anderen im Raum Kanaans üblichen theophoren Orts- und Personennamen, die mit dem dortigen Gottestitel El kombiniert waren. Die Übersetzung lautet „Gottesstreiter“, möglich wäre auch „Gott streitet für dich“. Darin drückt sich der mühsam errungene Glaube der Israeliten an ihre Besonderheit unter den übrigen Völkern aus. Sie sahen es als ihre Aufgabe an, der Welt ihren Gott als Schöpfer aller Menschen und seinen Segenswillen bekannt zu machen und dafür Gottes Gerichte, Widerstände und die Verfolgung durch andere Völker auf sich zu nehmen (vgl. 1. Buch Mose 12,3 EU).[6]